Pflanzliche Stimmungsaufheller: Was bringen natürliche Antidepressiva?
Einen schlechten Tag, miese Laune oder ein Stimmungstief hat jeder gelegentlich. Insbesondere im Herbst und Winter drückt das mangelnde Sonnenlicht auf die Stimmung. Wenn die depressive Verstimmung jedoch über einen längeren Zeitraum andauert, sollten die Beschwerden einem/einer Arzt/Ärztin mitgeteilt werden. Bei leichten Verstimmungen greifen viele auch auf pflanzliche Stimmungsaufheller zurück.
Inhaltsverzeichnis
- Was sind natürliche Antidepressiva?
- Natürliche Psychopharmaka: Was wirkt stimmungsaufhellend?
- Welche pflanzlichen Stimmungsaufheller gibt es?
- Wann sind pflanzliche Stimmungsaufheller sinnvoll?
Was sind natürliche Antidepressiva?
Darunter versteht man Pflanzen (z. B. Kräuter oder Gewürze), die eine stimmungsaufhellende und beruhigende Wirkung besitzen. Solche Heilpflanzen, die eine Wirkung auf das Nervensystem und die Psyche haben, werden auch als psychotrope Phytopharmaka (griechisch phyto = Pflanze) bezeichnet. Viele dieser Pflanzen waren schon in der Antike für ihre medizinische Wirkung bekannt und wurden im Mittelalter in Klostergärten angebaut. Auch in der heutigen Zeit spielen pflanzliche Antidepressiva noch eine wichtige Rolle in der Therapie psychischer Erkrankungen. So wird Johanniskraut beispielsweise bei der Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt oder Baldrian bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen.
Natürliche Psychopharmaka: Was wirkt stimmungsaufhellend?
Im Vergleich zu synthetisch hergestellten Antidepressiva und Beruhigungsmitteln besitzen die pflanzlichen Alternativen deutlich weniger Nebenwirkungen. Pflanzliche Stimmungsaufheller sind besser verträglich und führen zu keiner Abhängigkeit. Je nachdem unter welchen Symptomen man leidet, können unterschiedliche Pflanzen eingesetzt werden. Liegt eher eine nervöse Unruhe vor und es fehlt an Ausgeglichenheit und Gelassenheit, können beispielsweise Baldrian oder Hopfen helfen. Bei depressiven Verstimmungen oder Depressionen hat sich Johanniskraut bewährt. Baldrian, Hopfen und Lavendel wirken zudem schlaffördernd. Bei vielen Phytopharmaka zeigt sich der positive Effekt erst nach einer längeren Einnahmedauer. Wer nach ein oder zwei Wochen noch keine Veränderung bemerkt, sollte daher etwas Geduld einplanen.
Auch pflanzliche Medikamente haben Nebenwirkungen. So erhöht Johanniskraut z. B. die Lichtempfindlichkeit der Haut und setzt die Wirkung oral eingenommener Verhütungsmittel herab. Lavendelöl kann zu Kopfschmerzen und Übelkeit führen. Die Einnahme sollte daher immer mit einem Arzt oder einer Ärztin abgesprochen werden. Insbesondere wenn noch andere Medikamente eingenommen werden oder eine Schwangerschaft besteht.
Welche pflanzlichen Stimmungsaufheller gibt es?
- Ashvagandha
- Baldrian
- Hopfen
- Johanniskraut
- Lavendel
- Mariendistel
- Melisse
Die Schlafbeere (sanskrit Ashvagandha) gilt als natürliches Antidepressivum und spielt vor allem in der ayurvedischen Heilkunde eine große Rolle. Ashvagandha soll sich positiv auf das Nervensystem auswirken und schlaffördernd sein. Wissenschaftlich belegt sind der Nutzen und die Risiken jedoch noch nicht ausreichend.
Baldrian wird bei Unruhezuständen und nervös bedingten Einschlafstörungen eingesetzt. Zahlreiche klinische Studien belegen seine Wirkung. Verwendet wird der Trocken-Extrakt aus der Baldrianwurzel. Aufgrund seiner schlaffördernden Eigenschaften wird Baldrian auch gerne mit weiteren beruhigenden Pflanzen (z. B. Hopfen wie in unseren Schlafmodus-Kapseln) kombiniert. Die pharmakologische Wirkung von Baldrian beruht vermutlich auf einer Beeinflussung des GABA-Rezeptors. Die Nervenzellen sind dann weniger erregbar für äußere Reize.
Die Gamma-Amino-Buttersäure (kurz: GABA) ist ein wichtiger Neurotransmitter des zentralen Nervensystems. GABA unterdrückt die Reizweiterleitung im Gehirn und wirkt so beruhigend und entspannend. Vorstufe für dieses körpereigene Beruhigungsmittel ist die Aminosäure Glutamin. Mehr zu GABA und Glutamin liest du in unserem Blogbeitrag „Besser schlafen mit Glutamin?“
Hopfen wird ebenfalls gerne bei nervöser Unruhe und Schlafstörungen empfohlen. Häufig wird Hopfen in Kombination mit anderen Heilpflanzen in Medikamenten oder Tees eingesetzt. In unseren Schlafmodus-Kapseln kombinieren wir Baldrian u. a. mit Hopfenblütenpulver und Tryptophan. Tryptophan ist die eine essentielle Aminosäure. Als Vorstufe des Schlafhormons Melatonin spielt es eine wichtige Rolle für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus. Gleichzeitig wird Tryptophan auch als Baustein für Serotonin benötigt. Das sogenannte Glückshormon wirkt stimmungsaufhellend und sorgt für gute Laune. Mehr dazu liest du hier: Tryptophan – die Aminosäure für gute Laune und gesunden Schlaf.
Johanniskraut ist das bekannteste pflanzliche Antidepressivum und für die Behandlung von leichten bis mittelschweren Depressionen zugelassen. Die antidepressive Wirkung beruht auf dem Inhaltsstoff Hyperforin. Hyperforin nimmt Einfluss auf die Konzentration und Rezeptorstrukturen von Neurotransmittern (z. B. Noradrenalin, Serotonin, Dopamin und GABA).
Mehr zur Wirkung von Johanniskraut bei depressiven Verstimmungen liest du im Blogbeitrag: Natürliches Antidepressivum: Hilft Johanniskraut bei Depressionen.
Lavendelöl ist in Deutschland zur Behandlung von Unruhezuständen und bei ängstlichen Verstimmungen zugelassen. Die beruhigende Wirkung beruht auf einer Beeinflussung der GABA-Rezeptoren.
Die Mariendistel ist in erster Linie für ihre positive Wirkung auf Leber und Darm bekannt. Doch die Heilpflanze wird auch gerne bei Depressionen, Stimmungsschwankungen und Ängsten eingesetzt.
Mehr über die Mariendistel erfährst du in unserem Blogbeitrag: Heilpflanze Mariendistel: Ideal für Leber und Galle.
Melisse wirkt entspannend und schlaffördernd, indem sie das für den Abbau von GABA verantwortliche Enzym (GABA-Transaminase) hemmt.
Wann sind pflanzliche Stimmungsaufheller sinnvoll?
Wer unter leichten depressiven Verstimmungen oder saisonalen Stimmungsschwankungen (dem sogenannten Herbst- oder Winterblues) leidet, kann eine Selbstmedikation mit pflanzlichen Stimmungsaufhellern in Erwägung ziehen. Auch bei leichten Schlafstörungen oder nervöser Unruhe können pflanzliche Präparate helfen. Besteht jedoch Verdacht auf eine ernsthafte Erkrankung, sollte diese unbedingt mit einem/r Arzt/Ärztin oder Psychotherapeuten/in besprochen werden. Hier ersetzt die Eigentherapie mit pflanzlichen Antidepressiva keine Therapie.
Viele Phytopharmaka wirken über eine Beeinflussung des GABA-Rezeptors (z. B. Lavendel, Baldrian). Diese sollten daher nicht mit anderen Medikamenten, die auf diese Weise wirken, kombiniert werden. Wer bereits Antidepressiva oder andere Medikamente (z. B. Blutgerinnungshemmer) einnimmt, sollte unbedingt vor der Einnahme pflanzlicher Präparate Rücksprache halten. Auch ein zu hoher Alkoholkonsum kann übrigens zu negativen Interaktionen führen.
Quellen
- Nur kein Stress! Pflanzliche Helfer bei nervöser Unruhe und Erschöpfung. DAZ 2017; 9:56
Extrakte bei psychischem Stress und Einschlafstörungen. Pharmazeutische Zeitung, abgerufen am 09.09.2021