Interview mit Planetics: Wie können wir die Sportindustrie nachhaltiger gestalten?
Inhaltsverzeichnis:
- Was sind die größten Probleme der Sportartikelindustrie?
- Wie kann man die Sportindustrie nachhaltiger gestalten? Was kann ich als Einzelperson verändern?
- Gibt es Produkte im Sportbereich, die nicht oder nur sehr schwer nachhaltig produziert werden können? Welche Artikel sind am wenigsten nachhaltig?
- Wie trägt PLANETICS dazu bei, die Sportindustrie nachhaltiger zu gestalten?
- Was macht PLANETICS einzigartig?
- Was hat dich dazu bewogen, dein eigenes Unternehmen zu gründen?
- Was war deine größte Herausforderung seit der Gründung von PLANETICS?
- Welche Tipps würdest du angehenden Gründer*Innen geben?
- Welche Ziele wollt ihr mit PLANETICS in den nächsten Jahren erreichen?
- Wie lebst du das Thema Nachhaltigkeit in deinem Alltag?
- Wie hältst du dich fit?
- Welche Sportart würdest du gerne einmal ausprobieren?
- Welche Supplements nimmst du regelmäßig?
- Wie definierst du für dich Erfolg?
Was sind die größten Probleme der Sportartikelindustrie?
Allgemein betrachtet kann man den großen Teil der Sportartikelindustrie, also die Sportbekleidung, der darüberstehenden Textilindustrie zuordnen. Diese ist verantwortlich für mehr als 10 % der CO2-Emissionen weltweit und mit mehr als 1,2 Milliarden Tonnen ein größerer Klimaverschmutzer als Luft- und Schifffahrtsverkehr zusammen. Wir haben also das Problem der enormen CO2-Belastung.Darüber hinaus gibt es nicht nur das CO2-Problem, sondern auch das der Chemikalien. Gerade im Sport müssen Textilien besonders schmutz- und wasserabweisend sein. Beim Großteil der Sportartikel werden hierfür nicht nur für die Umwelt schädliche Chemikalien verwendet. Diese sind auch für uns nicht so ideal. Dann tragen wir jene Bekleidung blank auf unserer Haut – dem größten Organ des Menschen. Verrückt, oder?
Zu einer nachhaltigen Sportindustrie gehört auch immer noch der ökonomische sowie soziale Faktor: Die meisten Sportprodukte werden leider immer noch im großen Fast-Fashion Stil beworben. Das heißt, dass oft die Näher:innen – also die, die das Produkt produzieren am meisten darunter leiden. Nicht nur werden sie für ihre Arbeit nicht entsprechend entlohnt, meist sind auch die Bedingungen am Arbeitsplatz äußerst katastrophal (Sicherheit, Chemikalien, unbezahlte Überstunden etc.).
Wie kann man die Sportindustrie nachhaltiger gestalten? Was kann ich als Einzelperson verändern?
Jeder Einkauf, ob online oder offline ist eine Stimme – eine Stimme für oder gegen mehr Nachhaltigkeit. Denn es greift hier die volkswirtschaftliche Logik des Wechselspiels von Angebot und Nachfrage. Wenn Kund:innen immer mehr nachhaltige Sportartikel nachfragen, werden auch immer mehr Firmen sich umstellen müssen, wenn sie keine Kund:innen verlieren wollen. Daher ist der erste Schritt sich vor jedem Einkauf immer zu fragen, ob man den Artikel wirklich benötigt. Wenn ja, dann noch 1-2 min Zeit investieren und sich bewusst über das Produkt zu informieren. Ein gutes Beispiel ist doch hier auch die Ernährung, und in dem Fall auch die Sporternährung: Hier schaut man doch auch genau hin, was man konsumiert.Wir fangen damit an, dass wir Transparenz leben und nur Produkte von Brands bei uns listen, die entlang der Wertschöpfungskette nichts zu verstecken haben bzw. nichts verstecken. Transparenz ist für uns der Schlüssel von „echter Nachhaltigkeit“. Gleichzeitig wollen wir Nachhaltigkeit greifbarer machen: Bei uns kann man sehen, wo die Materialien herkommen bzw. wo produziert wird und eben auch welcher CO2-Fußabdruck ein Sportshirt beispielsweise besitzt. Das hilft den Verbrauchern, auch die Umweltbelastung eines jeden Kaufs besser zu verstehen. So können wir gemeinsam mit unseren Kunden:innen eine nachhaltige Sportindustrie unterstützen und fördern.
Gibt es Produkte im Sportbereich, die nicht oder nur sehr schwer nachhaltig produziert werden können? Welche Artikel sind am wenigsten nachhaltig?
Je funktionaler ein Produkt ist, desto schwieriger wird es, allerdings nicht unmöglich. Wie bei uns Menschen, gilt es dann auch für eben jene komplexen Produkte, dass Nachhaltigkeit ein Prozess/eine Reise ist. Sprich, man wird das Produkt dann Schritt für Schritt nachhaltiger entwickeln. Ein gutes Beispiel für so ein Produkt sind Schuhe, die technisch besonders komplex sind. Auch qualitativ hochwertige vegane und nachhaltige Sporternährung ist schwierig. Ihr seid da ein gutes Beispiel.Wie trägt PLANETICS dazu bei, die Sportindustrie nachhaltiger zu gestalten?
Indem wir unsere Kund:innen einerseits an die Hand nehmen und sie auf ihrer Reise zu mehr Nachhaltigkeit im Sport begleiten. Das machen wir, indem wir es so einfach wie möglich machen auf nachhaltige Alternativen umzusteigen – hierzu gehört auch die „Customer Experience“. Nachhaltigerer Konsum kann nur gelingen, wenn es den Conveniencestandard der breiten Massen trifft. Ansonsten wird es nicht massentauglich und hat keinen wirklichen Impact auf das Große und Ganze gesehen.Andererseits nehmen wir auch die Sportmarken an die Hand und begleiten sie wiederum auf deren Prozess nachhaltiger zu werden. Das geschieht, indem wir uns intensiv mit den Marken austauschen, die gerne nachhaltiger werden möchten oder, indem wir unsere Marken miteinander bekanntmachen, um Synergieeffekte zu erzeugen. Wir sehen uns in der Rolle des „Pacemakers“, Nachhaltigkeit auch im B2B-Bereich voranzutreiben.
Was macht PLANETICS einzigartig?
Wir heben uns von anderen ab, da wir wirklich etwas verändern wollen. Wir Gründer haben deshalb PLANETICS gegründet und diesen Spirit erkennt man an allen Ecken.Das was uns aus Kundenperspektive von anderen unterscheidet, ist – denke ich – die Transparenz in puncto Produkt- und Produktionsinformationen – wir verstecken uns nicht hinter irgendwelchen Labels, grünen Filtereinstellung – wir haben nur aus dem Zwecke der Nachhaltigkeit gegründet. Ich denke, dass ist das, was uns gerade von unserem Wettbewerb unterscheidet. Das ist ein Standard, den kein anderer bieten kann.
Zudem bieten wir nicht nur nachhaltige Sportbekleidung, sondern ermöglichen unseren Kund:innen sich ganzheitlich nachhaltig auszurüsten. Hier gehört auch Sportnahrung dazu. Daher war es für uns wichtig, dass wir auch diese Kategorie von Anfang dabeihaben.
Was hat dich dazu bewogen, dein eigenes Unternehmen zu gründen? Ich hatte bis dato das große Glück, bereits bei zwei Startups und zwei Konzernen gearbeitet zu haben. Dadurch habe ich für mich gemerkt, dass mir die Dinge im Konzern nicht schnell genug gingen. Und das Startup-Umfeld entsprach eher meinem Wesen: Veränderungen & Impact sind schnell sichtbar, deutlich weniger Vorgaben und eine steile Lernkurve.
Mit Nachhaltigkeit und Sport treffen zwei absolute Leidenschaften für mich aufeinander: Sport hat schon immer eine zentrale Rolle gespielt und seit einigen Jahren gestalte ich meinen Alltag deutlich nachhaltiger und bewusster. Daher wollte ich gemeinsam mit meinen beiden Mitgründern unsere geteilten Leidenschaften in eine Unternehmung bringen, da ich darauf maximal Lust hatte.