Polyphenole kommen in fast allen Pflanzen vor. Sie zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen und besitzen viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Welche genau das sind, erfahrt ihr in unserem neuen Blogbeitrag.
Sekundäre Pflanzenstoffe
Pflanzeninhaltsstoffe werden anhand des Stoffwechsels sowohl in primäre als auch in sekundäre Stoffe eingeteilt. Primäre Pflanzenstoffe wie beispielsweise Proteine, Kohlenhydrate, Lipide, Vitamine und Mineralstoffe sind am Energiestoffwechsel sowie am Aufbau der Zellen beteiligt. Dagegen spielen sekundären Pflanzenstoffe als Abwehrstoffe gegenüber Schädlingen und Krankheiten, als Wachstumsregulatoren sowie als Lock- und Duftstoffe eine wichtige Rolle. Obwohl sie in Pflanzen nur in sehr geringen Mengen vorkommen, haben sie für den Menschen viele gesundheitsfördernde Eigenschaften. Während mit einer normalen Mischkost täglich etwa 1,5 g sekundäre Pflanzenstoffe aufgenommen werden, ist die Zufuhr bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung deutlich höher.
In der Natur kommen mehr als 100.000 sekundäre Pflanzenstoffe vor, von denen aber nur etwa 5 % untersucht wurden. Früher waren diese Stoffe eher aufgrund ihres schädlichen Einflusses auf die Gesundheit bekannt wie bei Blausäure und Solanin. Die schädlichen Wirkungen führten somit zur Bezeichnung „antinutritive Inhaltsstoffe“. Mit zunehmender Kenntnis ihres gesundheitsfördernden Potenzials hat sich dies aber geändert.
Sekundäre Pflanzenstoffe bestehen aus vielen chemisch sehr unterschiedlichen Verbindungen. Zu den bekanntesten Vertretern zählen Carotinoide, Phytosterine sowie Glucosinolate. Auch die Gruppe der Polyphenole wird zu den sekundären Pflanzenstoffen gezählt. Im Folgenden soll diese näher erläutert werden.
Polyphenole
Polyphenole zählen zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie umfassen verschiedene Substanzen, die auf der Struktur des Phenols basieren. Natürliche Polyphenole kommen in Pflanzen als bioaktive Substanzen wie Farb-, Geschmacks- und Gerbstoffe vor. Sie sollen die Pflanze sowohl vor Fressfeinden schützen als auch Insekten durch ihre leuchtende Farbe zur Bestäubung anlocken.
Zu der Gruppe der Polyphenole zählen weit über 10.000 Substanzen. Dazu gehören unter anderem Stilbenderivate (z. B. Resveratrol), Lignane, Phenolsäuren (z. B. Kaffeesäuren) sowie die Flavonoide. Die beiden letztgenannten Verbindungen sind die zwei wichtigsten Substanzen in der Gruppe der Polyphenole. Beide Substanzen sind fast im gesamten Pflanzenreich zu finden. Phenolsäuren werden wegen ihrer antioxidativen Eigenschaften häufig als Antioxidationsmittel eingesetzt. Die Gruppe der Flavonoide umfasst unter anderem die Catechine (wie Epigallocatechin in grünem Tee), Flavonole (wie Quercetin in Rotwein), Flavanone (in Citrusfrüchten) und die Anthocyane (in schwarzen Johannisbeeren). Während Flavanone den Pflanzen eine gelbe Farbe verleihen, sind Anthozyane für die rote, blaue und violette Färbung verantwortlich. Aufgrund der färbenden Eigenschaften werden daher anthocyanreiche Konzentrate (z. B. aus Kirsche, Holunder) oder isolierte Anthocyane zur natürlichen Lebensmittelfärbung eingesetzt.
Da Polyphenole insbesondere dem Schutz der Pflanze vor Pathogenen und Krankheiten dienen, kommen diese hauptsächlich in den Schalen und Randschichten von Obst und Gemüse vor. Daher ist der Gehalt in Pflanzen aus Freilandanbau höher als in Gewächshauspflanzen. Beim Kochen oder Verzehr sollte man daher darauf achten, die Schale des Lebensmittels mitzuverwenden.
Vorkommen von Polyphenolen
Polyphenole verleihen einigen Obst- und Gemüsearten ihre typische Farbe und sind in vielen verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Pflanzen mit einem hohen Polyphenolgehalt sind unter anderem die Apfelbeere, der Granatapfel, Cranberries, Heidelbeeren, Açai-Beeren, die Mangostanfrucht sowie die Trauben der Weinreben (auch im Rotwein).
Die Wirkungen von Polyphenolen
Polyphenole haben gesundheitsfördernde Eigenschaften und auch viele Studien zeigen positive Wirkungen auf verschiedene Erkrankungen.
Polyphenole wirken:
- antikanzerogen
- antimikrobiell
- antioxidativ
- gerinnungshemmend
- entzündungshemmend
- blutdruckregulierend
- blutglukosespiegelsenkend
Verschiedene Studien zeigen, dass eine Gabe von Früchten mit einen hohen Polyphenolgehalt ein vermindertes Krebsauftreten begünstigt. So hatten die Probanden mit einer Gabe von Granatapfel-Polyphenolen ein vermindertes Krebszellwachstum in der Brustdrüse, der Lunge, dem Darm, der Haut und der Prostata. Außerdem schützen Polyphenole die Körperzellen vor freien Radikalen, verlangsamen die Zelloxidation und wirken so dem Alterungsprozess entgegen.
Ein weiteres positives Beispiel von Polyphenolen auf die Entstehung von Erkrankungen: Der Konsum von Rotwein und das darin enthaltene Resveratrol wird für das geringe Auftreten von koronaren Herzerkrankungen in Frankreich verantwortlich gemacht. Daher wird dies auch als „French Paradox“ bezeichnet. Da Alkohol sich allerdings auf viele Bereiche des Körpers negativ auswirkt, sollte auf eine Kombination verschiedener Polyphenole geachtet werden. Die oligomeren Proanthocyanidinen (kurz OPC) besitzen eine sehr starke antioxidative Eigenschaft und schützen die Körperzellen vor oxidativen Schäden durch freie Radikale. Die entzündungshemmende Wirkung hilft insbesondere bei Krankheiten oder Erkältungen.
Quellen:
- Biesalski, Hans-Konrad (2010) Ernährungsmedizin - Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer. Thieme Verlag, 4. Auflage, Stuttgart.
- Stange R., Leitzmann C. (2010) Ernährung und Fasten als Therapie. Springer Verlag, Berlin.