Nach Schätzungen von ProVeg (ehemals VEBU) entscheiden sich inzwischen jeden Tag 200 Deutsche für eine vegane und 2.000 für eine vegetarische Ernährungsweise. Der Veggie-Trend ist nach wie vor ungebrochen und das Interesse sowie das Angebot an pflanzlichen Produkten wächst stetig. Ergibt es da noch so viel Sinn von einem Trend zu sprechen? Die Bezeichnung Disruptive Green trifft es da schon eher. Für was sie steht, erfahrt ihr in unserem heutigen Blogbeitrag.
Was bedeutet Disruptive Green?
Disruptive Green ist angelehnt an die in der Wirtschaft verwendeten Ausdrücke disruptive Technologie bzw. disruptive Innovationen (Englisch to disrupt = zerbrechen, sprengen). Die Begriffe bezeichnen etwas vollkommen Neues, das mit etablierten Vorstellungen und Gewohnheiten bricht und weitere Innovationen nach sich zieht. Allerdings handelt es sich dabei nicht um eine neue Erfindung, sondern um die Weiterentwicklung bereits bestehender Technologien. So revolutionierte zum Beispiel die Digitalkamera etwa die Fotografie oder die CD das Musikhören. Auto, DVD, Computer, Glühbirne, Smartphone – die Liste disruptiver Innovationen lässt sich beliebig fortsetzen. Auch die vegane Lebensweise bricht mit gängigen Konventionen. Der zunehmende Verzehr pflanzlicher Fleisch- und Milchalternativen und die steigende Anzahl innovativer veganer Produkte wird daher als Disruptive Green bezeichnet. Bereits 2017 wurde Disruptive Green als Trend des Jahres gehandelt und auch 2019 steht Plant-Based Food wieder an der Spitze der Trend-Prognosen.
Disruptive Green: Pflanzliche Alternativen auf dem Vormarsch
Die Anzahl vegetarisch oder vegan lebender Menschen steigt stetig. In Deutschland ernähren sich etwa 8 Millionen Menschen vegetarisch und 1,3 Millionen vegan. Pflanzliche Ernährung ist längst mehr als nur ein Trend. War Käse ohne Milch oder Wurst ohne Fleisch vor einigen Jahren noch undenkbar, gilt es heute schon fast als Mainstream. Pflanzenmilch und Fleischersatzprodukte gibt es inzwischen in jedem Supermarkt. Bekannte deutsche Wursthersteller werfen ihre Traditionen über Bord und stellen vegetarische Alternativen her – und das mit großem Erfolg. Sich vegan oder vegetarisch zu ernähren, war noch nie so einfach. Für nahezu alle tierischen Produkte gibt es pflanzliche Alternativen. Auch vegane Kochbücher, Mode, Magazine und Kosmetik boomen. Zudem findet man online endlose Informationen und Inspirationen zu veganer Ernährung.
Beyond Meat: echtes Fleisch nur künstlich
Zahlreiche Unternehmen arbeiten derzeit an der Entwicklung von sogenannten Clean Meat oder In-vitro-Fleisch. Dieses Laborfleisch ist in Geschmack, Struktur und Eigenschaften nicht von dem bisher bekanntem Fleisch zu unterscheiden. Der erste Burger aus dem Reagenzglas wurde letztes Jahr vorgestellt. Wann wir künstlich hergestelltes Fleisch kaufen können, ist nur noch eine Frage der Zeit. Es scheint sogar gar nicht so abwegig zu sein, dass wir irgendwann das Fleisch selbst herstellen können. Fleisch essen, ohne das dafür Tiere leiden müssen? Noch klingt das unvorstellbar. Allerdings hätte vor 50 Jahren wohl auch niemand gedacht, dass wir einmal über 1.000 Musiktitel in einem winzigen Gerät transportieren können.
Disruptive Green im Supermarkt-Regal
Unterwegs einen leckeren Cappuccino mit Sojamilch trinken oder ein Stück vegane Torte genießen? Leider funktioniert das bisher meist nur in urbanen Zentren. In den eigenen vier Wänden fällt die vegane Ernährung da schon deutlich einfacher, denn vegane Alternativen finden sich in jedem Supermarkt. Was viele dabei nicht beachten: Auch rein pflanzliche Produkte können stark verarbeitet sein und zu viel Fett oder Salz enthalten. Hier lohnt sich der Blick auf die Zutatenliste. Zum Beispiel kann am pflanzlichen Käse, Joghurt oder Quark auch einfach selbst machen. Auch die Herstellung von Fleischersatzprodukten (z. B. aus Seitan) erfordert keine ausgefeilten Kochkünste, sondern eher die richtigen Gewürze. Wem das dennoch zu aufwendig ist und lieber zu Fertigprodukten greift: Aus ethischer und ökologischer Sicht sind sie auf jeden Fall besser als ihr tierischen Alternativen.
Beliebte vegane Alternativen zu tierischen Produkten
Fleisch
Die Auswahl an Fleischersatzprodukten ist groß. Neben den Klassikern wie Burger, Würstchen oder Wurst gibt es sogar Fischstäbchen oder Entenbrust. Meist bestehen die Produkte aus Tofu (Sojabohnen) oder Seitan (Weizeneiweiß).
Milch
Soja-, Hafer- und Mandelmilch sind die bekanntesten Milchalternativen. Daneben gibt es aber auch noch Dinkel-, Reis-, Haselnuss- oder Kokosmilch.
Käse
Von Streukäse über Feta bis zu Mozzarella: Für viele Käsesorten gibt es heute pflanzliche Alternativen. Häufig werden diese aus Mandeln oder Cashewnüssen hergestellt.
Joghurt, Quark und Sahne
Hier werden meist Sojabohnen zur Herstellung verwendet. Produkte aus Hafer, Lupinen, Kokos oder Hanf gibt es mittlerweile ebenfalls.
Eis
Vor einigen Jahren konnten Veganer nur auf Wassereis zurückgreifen, heute gibt es jede Menge Eissorten. Die Basis bildet meist Soja, Mandeln oder Lupinen. Selbst die beliebte Marke Ben und Jerry’s brachte im letzten Jahr vegane Alternativen auf den Markt.
Süßigkeiten
Gummibärchen ohne Gelatine, Milchschokolade ohne Milch? Kein Problem! Mittlerweile können auch Veganer nach Herzenslust naschen, denn das Angebot an rein pflanzlichen Leckereien ist groß.
Quellen
https://vebu.de/veggie-fakten/entwicklung-in-zahlen/vegan-trend-fakten-zum-veggie-boom/
https://www.peta.de/laborfleisch
https://onlineshop.zukunftsinstitut.de/shop/food-report-2019/
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