
Welche Bedeutung hat die Darmflora für unsere Gesundheit?
Egal ob Salat, Suppe oder Schokolade – an unserem Darm führt kein Weg vorbei. Er verdaut die Mahlzeiten und sorgt dafür, dass unser Körper mit Nährstoffen versorgt wird. Unterstützt wird er dabei von vielen kleinen Helfern – den Darmbakterien. Bisher kennt man über 1.000 unterschiedliche Bakterienarten, die den Darm besiedeln können. In unserem Darm sind etwa sogar mehr Bakterien als Körperzellen zu finden. Die nützlichen Winzlinge bringen es auf ein Gewicht von etwa zwei Kilogramm. Die Gesamtheit aller Mikroorganismen des Darms wird als Darmflora, Intestinalflora, intestinales Mikrobiom oder auch intestinale Mikrobiota bezeichnet. Darmbakterien helfen uns nicht nur bei der Verdauung, sondern haben auch Einfluss auf unsere Gesundheit. Aber können wir umgekehrt auch die Bakterien beeinflussen und unsere Darmflora optimieren?
Warum ist die Darmflora wichtig für unseren Körper?
Bakterien zersetzen die Nahrungsbestandteile, die unser Darm nicht verdauen kann. Lösliche Ballaststoffe, die in Obst und Gemüse vorkommen, bauen sie zu kurzkettigen Fettsäuren ab. Diese dienen den Zellen des Dickdarms als Nahrung und sollen zahlreiche positive Effekte auf unsere Gesundheit haben. Forscher fanden zum Beispiel heraus, dass sie den Immunzellen im Gehirn als Nahrung dienen. Wer also glaubt, dass die Verdauung als einzige Körperfunktion von den Bakterien beeinflusst wird, der irrt sich gewaltig.
Die Erforschung des Mikrobioms hat in den letzten Jahren mächtig an Fahrt gewonnen. Neue Technologien ermöglichen einen ganz anderen Blick auf dieses komplexe Ökosystem und fast wöchentlich werden neue Studienergebnisse veröffentlicht. So sollen die Bakterien nicht nur das Immunsystem trainieren und eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht, Allergien, Diabetes oder Multiple Sklerose spielen, sondern auch unsere Stimmung beeinflussen. Die Mechanismen dahinter sind jedoch häufig noch nicht aufgedeckt. Daher besteht hier weiterer Forschungsbedarf. Was man allerdings weiß ist, dass das intestinale Mikrobiom kein starres System ist. Es kann beeinflusst und optimiert werden.
Wie baut man eine gesunde Darmflora auf?
Die Darmflora ist ein dynamisches System, das heißt sie kann durch Umwelteinflüsse verändert und aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Folglich können Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Bauchschmerzen auftreten. Unsere Tipps helfen dir, deinen Darm gesund zu halten.
Versuche Antibiotika zu meiden
Die Einnahme von Antibiotika verändert die Bakterienanzahl und Zusammensetzung der intestinalen Mikrobiota enorm. Nach einer Antibiotika-Therapie ist die Anzahl „guter“ Bakterien verringert und krankheitserregende Mikroorganismen können sich leichter ansiedeln. Ein Antibiotikum sollte daher nur nach Verschreibung durch einen Arzt eingenommen werden. Falls die Einnahme einmal unvermeidbar sein sollte, kann eine probiotische Kur aus der Apotheke helfen, die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Auch andere Medikamente wie (z. B. Antipsychotika) und hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können übrigens die Zusammensetzung der Darmflora verändern.
Fördere die Darmgesundheit durch die richtige Ernährung
Grundvoraussetzung für einen gesunden Darm ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Ballaststoffen aus Obst/Gemüse sowie (Vollkorn-) Getreideprodukten. Tierisches Fett, Zucker, Fertiggerichte und Alkohol sollten besser gemieden werden.
Wer darüber hinaus etwas Gutes für seine Darmbakterien tun möchte, sollte häufiger zu fermentierten Lebensmitteln wie Joghurt, Sauerkraut, Tempeh oder Kimchi greifen. Diese enthalten Milchsäurebakterien (Lactobacillen), welche die Darmgesundheit fördern. Die von den Bakterien produzierte Milchsäure sorgt nämlich für einen niedrigen pH-Wert und verhindert damit das Ansiedeln schädlicher Mikroorganismen.
Immer schön entspannt bleiben
Anspannung und Stress belastet nicht nur uns, sondern auch unseren Darm. Sie führen dazu, dass die Verdauungsprozesse und somit zum Beispiel die Beweglichkeit des Darms gestört sind. Völlegefühl und Blähungen können die Folge sein. Auch die Bakterienzusammensetzung verändert sich: Bei Stress verringert sich die Anzahl „guter“ Bakterien (z. B. Milchsäurebakterien) und die Anzahl krankheitserregender Bakterien (z. B. Escherichia coli) nimmt zu. Denk also daran, dir regelmäßige Auszeiten zu gönnen. Der Darm freut sich übrigens auch über Pausen vom Alltag.
Quellen:
- Haller D, Hörmannsperger G (2015) Darmgesundheit und Mikrobiota. Springer Spektrum, Wiesbaden.
- https://www.swr.de/swr2/wissen/darmgesundheit-und-gehirn/-/id=661224/did=19589316/nid=6612by6e1i/index.html
- http://www.gesundheitsverband.net/stress-cortisol-stoffwechsel/folgen-von-kaltem-dauerstress/dauerstress-macht-den-darm-kran
- Maier L et al. (2018) Extensive Impact of Non-Antibiotic Drugs on Human Gut Bacteria. Nature 555: 623 – 62